hr
big band
aka hessischen rundfunk big band
Saturday, 31 October 2015, the HR Big Band is scheduled to perform music by Frank
Zappa. The program is called "Jazz From Hell".
JAZZ FROM HELL – hr-BIGBAND PLAYS ZAPPA
Frank Zappas Verhältnis zu Bigbands ist – wie so oft bei ihm – von einer
merkwürdigen Hassliebe geprägt. Dabei bieten sich seine Kompositionen für
Bigband-Arrangements förmlich an: Sie verblenden Doo-Wop, Motown, Bebop, Surf
Music, Varèse-Geräuschmelodien, Musique concrète, Rock’n’Roll,
Jazzrock, Country Music und Comic-Sounds wild miteinander und gehorchen dabei
doch immer Zappas manischer Präzision. Dazu kommen sein legendärer
anarchischer Witz und seine überbordende, weil unberechenbare Vitalität.
Nicht zufällig zählt der Mann mit dem markanten Schnauzbart heute zu den großen
Außenseiter-Ikonen der musikalischen Moderne – lebenslang von einer fast
wahnwitzigen Arbeitswut getrieben: In dreißig Jahren hat er mehr als achtzig
Alben aufgenommen, bevor er 1993 im Alter von zweiundfünfzig Jahren starb.
"Seit den frühesten Tagen der Mothers of Invention wollte ich gern eine
Art 'elektrisches Orchester' zusammenstellen, das in der Lage ist, vertrackte
Kompositionen mit der gleichen Soundintensität zu spielen, wie man sie
normalerweise mit kleinen Rockbands assoziiert" (Frank Zappa). Mit seinem
umständlich benannten "The Mothers of Invention/Hot Rats/Grand
Wazoo"-Orchestra – einer 20-köpfigen Bigband mit zwei E-Gitarren,
Cello, fünf Saxophonisten, Fagott, drei Trompeten, drei Posaunen, Keyboard,
Bass, Schlagzeug und zwei Vibraphonen – glaubte Zappa im September 1972,
sich seinen lang gehegten Wunsch erstmals erfüllen zu können. Doch es sollte
ein kurzer Traum bleiben. Nach einer Tour mit acht Konzerten zerfiel das
unprofitable Ensemble: "Die Band ist einfach zu groß, um damit durch die
Weltgeschichte zu tingeln."
Dabei hatte Zappa sich für seine Verhältnisse ganz nah an den zeitgenössischen
Jazz herangewagt – Miles Davis mit "Live-Evil" ließ grüßen –
und in kurzer Folge die beiden Alben "Waka/Jawaka" und "The
Grand Wazoo" veröffentlicht: Rockjazz mit streng modalen Soli und
labyrinthischen Melodien, Jazzgrößen wie Ernie Watts, George Duke, Tom
Malone und Bruce Fowler waren mit von der Partie. Die hochkomplexen
Arrangements von Stücken wie "Big Swifty" oder
"Approximate" voller Takt- und Rhythmuswechsel waren vom gängigen
Pop-Mainstream um Lichtjahre entfernt. Hier konnte Zappa seiner lebenslangen
Liebe zu den Komponisten Charles Mingus, Thelonious Monk und Eric Dolphy
endlich freien Lauf lassen.
Für jede Bigband bleibt es gleichwohl eine Herausforderung, sich die
artistische Virtuosität anzuverwandeln, die sich in den asymetrischen Mustern
seiner Musik mitteilt. Dazu kommt, dass sich viele seiner Stücke nicht in
Form von Harmonieschemata oder Akkordfolgen denken lassen, weil sie um eine Fülle
von tonalen Zentren kreisen, die sich ständig ändern. Umso aufregender dürfte
das Zappa-Programm des amerikanischen Arrangeurs Mike Holober werden, das er
jetzt der hr-Bigband verordnet. Vielleicht gelingt ihm ja einzulösen, was
Dweezil Zappa, Franks Sohn, kürzlich als Hoffnung äußerte: "Ich
glaube, junge Leute, die heute Zappas Stücke zum ersten Mal hören, können
dadurch ihr ganzes Verhältnis zur zeitgenössischen Musik schlagartig ändern!"
Mike Holober | cond, arr
Frank Wellert | tp
Thomas Vogel | tp
Martin Auer | tp
Axel Schlosser | tp
Günter Bollmann | tb
Jürgen Neudert| tb
Christian Jaksjø | tb
Manfred Honetschläger | b-tb
Heinz-Dieter Sauerborn | as
Oliver Leicht | as
Tony Lakatos | ts
Steffen Weber | ts
Rainer Heute | bs
Martin Scales | g
Peter Reiter | p
Thomas Heidepriem | b
Jean Paul Höchstädter | dr